Freitag, 26. Juni 2015

Ein Rad(wander)tag

Hallo ihr Lieben,

heute wieder mal ein kleines Update unserer Freizeitgestaltung, es ist zwar nun schon wieder eine zeitlang her, aber ich glaube die Story unseres Mountainbiketrips ist trotzdem erzählenswert...

Erstmal ein paar Bilder vom Vortag, passt jetzt zwar nicht unbedingt zu unserem Ausflug, aber Andi ist immer höchst fotomotiviert wenn sich etwas am Himmel zusammenbraut und ich find ja er hat ein Talent das Ganze auf Bild einzufangen...







Nach jedem ordentlichen Gewitter gibts natürlich...


Und wenn wir dann abends zähneputzend am Fenster stehen sind wir immer bestens unterhalten...


...der "kleine Kerl" ist ganz schön groß. Nicht zuetzt vermutlich deshalb weil er jeden abend die Siedlungsmülltonne plündert.

Am nächsten Tag gehts pünktlich frühmorgens los. Unser (mein) Ritual wiederholt sich wie immer. Zirka 5 mal den Wecker abdrücken, dann einfach weiterschlafen. Solange bis Andi kommt. Der weckt mich einmal, zweimal und beim dritten Mal stehen die Chancen gut, dass ich auch wirklich aus dem Bett komme....manchmal brauchts auch vier Anläufe (Andi´s Geduldsfaden ist laaaaange). Nachdem ich seit ca 1 Woche meinen Morgenkaffee nicht mehr konsumiere (ich rede mir gerade ein, dass ich mein eigener Chef bin und mein Geist stärker als mein koffeinabhängiger Körper ist), gestaltet sich das Ganze noch etwas schwieriger als sont. Mürrisch schlurfe ich ins Bad, schaue in den Spiegel, sehe ein zerknittertes, zerrupftes Etwas und versuche während der Waschroutine jeden weiteren Blick in den Spiegel zu vermeiden. Dann schlurfe ich zurück ins Schlafzimmer Richtung Schrank, suche meine Socken, finde nur eine. Wühle nach dem Radtrikot, finde nicht was ich suche aber dafür was anderes von dem ich garnicht wusste das es mit in die USA gesiedelt ist.  Hechte in einem affenartigen Tempo (zumindest kommt es mir so vor) hin und her und versuche schlaftrunken zu überlegen was zum Geier man auf einer Radtour braucht, zumindest fragt sich das der halbwache Teil von mir, der andere wimmert "Ich will doch nur schlafen...nur einmal kurz hinlegen, nur gnaz ganz kurz." (ist übrigens auch schon vorgekommen das ich in vollem Wanderoutfit noch mal auf dem Bett eingeschlafen bin) Das ganze Tamtam dauert ca eine halbe Stunde. Unnötig zu erwähnen, dass Andi zu diesem Zeitpunkt schon 20 Minuten lang an der Eigangstür auf mich wartet. Marley liegt in seinem Körbchenstuhl, Andi war mit ihm natürlich schon draußen, und ich werfe ihm einen sehnsüchtgen Blick zu während ich murrend aus der Wohnungstür taumle. Mein Outfit sieht sportlich aus, meine Körperhaltung weniger. "Noch nicht ansprechbar?" fragt Andi grinsend. Ich schiele mit dem vorwurfvollsten Schlafzimmerblick zu ihm hoch, den ich im Moment zustande bringe und es scheint zu wirken. Er schweigt aber warte....er grinst doch nicht etwa...oooooh doch...aber nach einem weiteren Blick in mein Gesicht ist er zumindest so höflich sich dabei umzudrehen. Nachdem wir die Räder im Auto verstaut haben (garnicht so einfach wenn man nur durch halbgeöffnete Augen schauen kann), gehts los. Ich nuckle an meinem grünen Tee. Der kann zwar nicht mit meinen heißgeliebten Espressos mithalten aber irgendetwas zum Wachwerden brauche ich. Unser Ziel die Heil Valley Ranch. Laut Internet ein Moutainbike Eldorado keine halbe Stunde Fahrzeit von uns entfernt. Ich muss schon sagen das Andi ja eine Engelsgeduld hat und nach ca einer Viertel Stunde Fahrzeit habe ich mich auch damit abgefunden, dass mein Bett in weite Entfernung rückt und als mir das klar wird beginne ich mich auf die Ausfahrt zu freuen :-)


Höchstmotiviert gehts los...dass alle Radfahrer die uns um diese Zeit auf dem Weg zurück zu ihrem Auto entgegenkommen (!!) Fullys haben bemerken wir erstmal nicht. Der Weg ist breit, die Trails übersichtlich. Die erste Bachüberquerung schaut zwar simpel aus, war es aber bei näherem Betrachten nicht, also legen wir ein kurzes Workout für den Oberkörper ein...


Ich denke ihr alle ahnt was jetzt kommt, oder?! Natürlich bleiben die Trails nicht so wunderschön breit und easy wie auf den ersten Fotos. Und dass die Strecke über den Bach nicht die einzige war die wir zu Fuß anstatt per Rad zurücklegten muss ich hierbei wohl auch nicht mehr erwähnen. Ehrlich gesagt wurden die Trails ziemlich fies. Schlamm, lose große Felsbrocken und enge wurzelüberwuchte Trails auf denen man aufpassen muss, dass man keinen übermotivierten Wandersmann über den Haufen fährt. Eigenartigerweise sinkt meine Laune nicht...ich schiebe es auf den grünen Tee und beglückwünsche mich innerlich zu meiner höchst gesunden Lebenseinstellung. Das der Kaffeeverzicht jeden morgen ein ca einstündiges Aufwachtheater mit sich bringt verdränge ich in diesem Moment. Interessiert ja Mitte Vormittag auch niemanden mehr. Wir schieben und schnaufen also mit unseren Rädern dahin. Wäre ja gelacht. Was uns an Technik und Federgabeln fehlt machen wir durch Ausdauer und Ehrgeiz wett.
Nach einer Stunde ist von Ausdauer und Ehrgeiz nicht mehr viel übrig. Wie zwei verschwitzte desillusionierte Häufchen stehen wir nebeneinander und als auch noch der zehnte Mountainbiker im Affentempo an uns vorbeirattert und uns verständnislos begutachtet während wir unsere Räder vor uns herschupfen, beschließen wir die geplante Runde "ein klein wenig" (um ca zwei Drittel) zu verkürzen.



Ich sags euch, die Trails schauen auf den Bildern ja ganz einfach aus, aber glaubt mir...das täuscht. Zumindest reden wir uns das ein während Radfahrer Nummer zwanzig an uns vorbeirauscht. An einem der kurzen Abschnitte die wir im Sattel sitzend zurücklegen kommt mir eine Wanderin entgegen. Wenige Meter vor mir türmt sich eine Risenwurzel auf, gut versteckt zwischen losem Steinwerk und Matsch. Ohne die Wanderin wäre ich abgestiegen, aber unter Beobachtung stehend lässt mein Ego mir sowas nicht durchgehen. Also Augen zu und durch. Ich rumple und rutsche über die kleinen und größeren Hindernisse, versuche möglichst auf Deutsch und sehr leise zu fluchen (man kann ja nie wissen ob die Leute mich nicht doch verstehen) und bin grad am überlegen wie ich am elegentesten vom Rad stürze als die liebe Wandersfrau mir auf Englisch plötzlich nachruft: "Du schaffst das, nach einem Ironman ist das doch ein Klacks für dich." Ich fange gerade noch aus den Augenwinkeln ihren Blick auf und rechne mit einem spöttischen Grinsen, aber tatsächlich schaut sie mich anerkennend an. Ich verstehe die Welt nicht mehr und erst als ich an ihr vorbei bin dämmert es mir. Ich trage das Trikot das ich heuer im Abverkauf beim Staffel Ironman in St. Pölten ergattert habe. In riesengroßen Buchstaben prangt IRONMAN auf meinem Rücken. Das 70.3 "nur" ein halber ist scheint die Gute nicht zu wissen. Genauso wenig wie die Tatsache, dass ich nur als Staffelläufer dabei war. Das Ganze geht so schnell und tut dem Ego so gut (komplett egal ob ich dabei war oder nicht), dass ich es nicht richtigstelle und wie ein Honigpferd grinsend über die nächsten Wurzelstöcke rumple. Und so grinse ich auch die restliche Tour weiter vor mich hin...ich bin halt kein technisch guter Mountainbiker, dafür (fast) ein Ironman...oder zumindest jemand mit dem passenden Oberteil, ist ja schon mal ein Anfang. Andi ist mir inzwischen natürlich schon einige Kehren voraus und hat ein schönes Platzerl fürs Abschlussfoto gefunden...



Die letzten 10 Minuten konnten wir dann auch tatsächlich durchgehend auf unserem Mountainbike sitzend zurücklegen. Als wir beim Auto ankommen sind wir uns einig, wunderschöne Landschaft, perfekt beschilderte Trails...aber so schnell sieht uns die Heil Vally Ranch nicht wieder...zumindest nicht mit den Bikes. Dafür sind wir noch nicht einmal ganz zuhause angekommen, da hat Andreas schon die nächste Tour geplant...unseren ersten Fourteener. Mittlerweile waren wir auch schon oben und sind gut wieder unten angekommen...aber das ist eine andere Geschichte :-)


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