Donnerstag, 29. Januar 2015

..."just thoughts"...."einfach nur Gedanken"...

Da bin ich wieder :-)
Nach meinem letzten laaaangen Fotoeintrag hab ich mir gedacht, es wär mal wieder Zeit für "ein bischen" Text....
Ich versuch ja meine Beiträge möglichst so zu gestalten, dass für jeden etwas dabei ist. Viel Text, möglichst unterhaltsam, für die die gerne lesen und viele Fotos, denen die ganze Leserei zu langeilig ist.
Heut möcht ich einmal etwas Neues versuchen. Ich möchte in diesem Beitrag kein konkretes Erlebnis beschreiben obwohl natürlich Erfahrungen, die ich hier gesammelt habe, zum besseren Verständnis miteinfließen werden. Womit ich mich in diesem Blog befassen möchte sind mehr die Gedanken, die mir seit unserem Aufenthalt in Boulder so durch den Kopf gehen. Und da man beim Wandern, Laufen,... viiiiiel Zeit zum Nachdenken hat kommt da ganz schön was an Inhalt zusammen. Wer also ab hier genug hat...jetzt ist die Chance den Computer herunterzufahren ;-) Für alle anderen...und ein wenig auch für mich selbst: ein paar zu Papier/Tastatur gebrachte Gedanken....

Amerika ist anders...und Boulder sowieso. Manche würden jetzt sagen, dass Boulder anders ist als der Rest von Amerika, dass kann ich nicht unterschreiben, da ich noch nicht so viel herumgekommen bin oder lange genug woanders gelebt habe, um mitreden zu können. Aber Boulder ist tatsächlich "anders"(und das jetzt mal ganz wertfrei gesagt). Wie sonst kommt es, dass ich mir plötzlich darüber Gedanken mache, ob man all die Plastiktüten/sackerl braucht die sie einem ständig und überall bei jedem Einkauf in die Hände drücken. Also habe ich angefangen Nein zu Plastiksackerl beim Einkaufen zu sagen, für Lebensmittel haben wir mittlerweile eine große Stofftragetasche im Auto und seien wir mal ganz ehrlich, wie oft kommt es vor, dass man solch große Mengen an Gewand kauft, dass man es nicht locker in unserer überdimensionalen Fraueneinkaufstasche verschwinden lassen kann? Ich mache mir mehr Gedanken über Ernährung und ich habe einen Coffee To Go Becher (sowas wie eine Mini Termoskanne) gekauft. Jawohl, so ein Glumpert, bei dem ich mir anfangs dachte: Was ist denn das jetzt wieder für ein modischer Schnickschnack mit dem jeder hier herumrennt. Tatsächlich ist es aber genial, denn wenn man überlegt wieviele Coffee To Go Becher tagtäglich im Müll landen (kleiner Unterschied zu Österreich: Coffe To Go gehört hier so zum Tag wie das Zähneputzen und es gibt nur wenige Kaffees, die Pozellantassen haben wenn man gerne bleiben möchte)...da macht es tatsächlich einen riesen Unterschied wenn man sich seinen Kaffee einfach in seine selber mitgebrachte Tasse füllen lässt. Man produziert nicht massenweise Müll und der Kaffee bleibt sogar warm. Abgesehen davon fange ich an zu erkennen, dass auch Obdachlose nur Menschen sind, die sich nicht nur über ein paar Dollar, sondern auch über ein nettes Gespräch und eine Schokomilch ;-) zwischendurch freuen. Das es wichtig ist zuzuhören bevor man verurteilt, dass jeder eine Geschichte hat und das Recht auf Respekt. Als ich mich für freiwillige Mithilfe in einem Tierheim hier eintragen wollte konnte ich zuerst meinen Augen nicht trauen. Es war kein Platz mehr für freiwillige Helfer. Alles ausgebucht, von Menschen, die in ihrer Freizeit entgeldlos helfen. Man glaubt es kaum, aber es ist hier tatsächlich schwer irgendwo freiwillig mitzuhelfen, weil es einfach schon genug freiwillige Mitarbeiter gibt. Das heißt jetzt nicht, dass hier der Himmel auf Erden ist und alle mit Heiligenschein herumrennen und den ganzen Tag lang nur grinsen. Aber es ist ein Schritt in eine neue Richtung.
Und mir fällt noch etwas auf: Viele hier wirken sehr glücklich. Natürlich kann man jetzt sagen das ist alles nur Schein und Oberflächlichkeit und in manchen Fällen mag man sogar recht haben. Bei all jenen, die sich aber so glücklich fühlen, wie sie aussehen, frage ich mich woher dieses Glück kommt. Andi und ich haben uns eine Dokumentation angesehen in der Leute mit der Fragestellung interviewt wurden, was sie sich wünschen. Die meisten haben mit "glücklich sein" geantwortet. Manche mit "mehr Geld". Und nicht wenige mit "Glück durch mehr Geld". Daraufhin folgte ein ganz anschauliches Diagramm, dass zeigte, dass es einfacher ist glücklich zu sein, wenn soviel an Geld vorhanden ist, dass alle Grundbedürfnisse erfüllt werden und ein vielleicht gerade noch ein kleines bischen mehr(das ist jetzt meine saloppe Formulierung, in der Doku klang das natürlich fachlicher). Klingt logisch, wer sich jeden Tag darum sorgen muss woher er morgen sein Essen bekommt hat womöglich einen nicht ganz so einfachen Zugang zu glücklichen Gefühlen. Das Interessante daran war jedoch, dass der Unterschied im Empfinden von Glück bei einer Person mit einem durchschnittlichen Einkommen und einer Person mit einem scheinbar unendlichen monatlichen Geldfluss, nicht mehr wirklich signifikant war. Woran liegt das? Ich versuche es einmal an einem persönlichen Beispiel zu demonstrieren: Vor einigen Wochen habe ich in einem Geschäft einen gelben Schal gesehen. Der Schal hat mir unglaublich gut gefallen, war ja auch sehr hübsch. Ich habe mich gegen den Kauf entschieden, weil unser Umzug wie zu erwarten nicht gerade günstig war und ich mir überlegen möchte was ich gerade wirklich "brauche" und was nicht. (nur um das klarzustellen, wenn ich mit 5 Schals heimgekommen wäre, wäre das für Andi genauso ok gewesen, es war meine Entscheidung in liegen zu lassen). Dieser hübsche gelbe Schal geht mir also nicht mehr aus dem Kopf, obwohl ich wohlgemerkt ca 8 Schals zuhause hängen habe. Meine Frage an mich war also: "Möchtest du diesen Schal wirklich haben?", Antwort: "Ja.", Frage:"Warum?", Antwort:"Weil ich ihn schön finde. Er gefällt mir. Ihn zu haben macht mich glücklich. Mit diesem neuen Schal sehe ich hübsch aus. Und wenn ich mich hübsch fühle fällt das auf und ich bekomme Komplimente.". (ist euch schon mal aufgefallen, dass man mehr Komplimente bekommt wenn man etwas Neues anhat obwohl die Person, die das Kompliment macht nicht weiß, ob die Bluse 2 Tage oder 2 Jahre alt ist, man fühlt sich innerlich so schön und wohl, dass im Außen sofort die Ressonanz entsteht) ...ich glaube ihr wisst schon worauf das hinausläuft ;-) Aber weiter... "Kommt dir die Idee vom Glücklich~Sein, die du in diesen Schal hineinprojezierst irgendwoher bekannt vor? Ist es dir vielleicht bei deinen anderen 8 Schals, von denen du glaubtest sie haben zu "müssen" vielleicht genauso ergangen? Wie lange hat dieses Gefühl etwas besonderes zu besitzen und durch das alleinige Tragen glücklich zu sein angedauert? Eine Woche, 1 Monat? Und dann...dann lag vermutlich das nächste hübsche Kleidungsstück das hübsch aussah und dich glücklich macht irgendwo in der Auslage. Und du warst so lange unglücklich(!) bis du es bekommen hast?" Das Ganze ist jetzt natürlich sehr überzogen dargestellt, aber es geht um die Grundlage dieser Geschichte. Wie oft glaubt man etwas zu "brauchen" weil man glaubt es mache einen glücklicher? Versucht doch mal etwas nicht zu kaufen, das ihr euch leisten könntet und das ihr superschön findet und sooo gerne hättet. Wie geht es euch danach? Also ich fühl mich irgendwie leer und merke, dass meine Gedanken im Laufe der nächsten Tage immer und immer wieder zu diesem Gegenstand wandern. "Hätte ich ihn mir gekauft, dann hätte ich meine Freude daran. Ich würde mich freuen und wäre glücklich." Aber wie lange? Wie lange hält dieses Glück, dass man erfährt weil man dieses und jenes unbedingt haben muss...eine Woche, vielleicht zwei oder drei. Vielleicht solange bis der nächste Gedanke sich eingenistet hat, dass man dieses und jenes haben möchte weil man sich damit einfach gut fühlt. Mein Papa hat gerne von "Konsumwahn" gesprochen, ich habe ihn immer belächelt und mir gedacht er versteht mich einfach nicht. Heute weiß ich, dass ich ihn nicht verstanden habe. Viele assoziieren Glück mit Geld und Reichtum. Und nicht wenige leben nach dem Motto: Arbeite viel und hart, damit du dir viel leisten kannst, dass macht glücklich. Es geht mir jetzt nicht darum jene an den Pranger zu stellen, die viel arbeiten und sich dadurch auch viel leisten können. Ich habe sehr gut Freunde, die morgens bis abends arbeiten und manchal sogar am Wochenende und dabei sehr gutes Geld verdienen. Ja sie haben ein sündteures Auto in der Garage stehen und immer das neuste Markengewand usw aber was für mich den riesengroßen Unterschied ausmacht: sie machen ihre Arbeit sehr gerne. Und das ist für mich der Knackpunkt. Ich kenne viele Leute, die glauben sie müssen mehr und härter arbeiten um mehr Geld zu verdienen, denn Geld macht glücklich. Und so schuften sie von früh bis spät, sind müde überarbeitet und gereizt und der neue Armani Anzug, der hat sie vielleicht gerade mal beim Einkauf glücklich gemacht und nicht mal da, denn da hatte man schon wieder das nächste Meeting im Kopf.
Noch einmal, ganz wichtig und versteht mich jetzt bitte bitte nicht falsch. Ich habe Freunde die genauso leben und sehr glücklich sind, aber nicht weil sie sich ihr Glück vom hohen Einkommen erwarten, sondern weil sie das was sie tun gerne tun. Genauso habe ich aber auch Leute kennengelernt, die den Großeil ihrer Zeit unentgeldlich arbeiten. Sie bekommen für ihre Arbeitszeit keinen Cent und doch sind die glücklich, weil sie das was sie tun gerne machen. Ich weiß, dass war jetzt ein sehr weiter Bogen um das Thema "Wieviel Glücklich~Sein bringt mir ein Schalß", aber ich hoffe ich konnte zumindest einigermaßen vermitteln was mir so durch den Kopf geht.
Ein anderes Thema ist im Zuge meiner Yogalehrerausbildung aufgetaucht. Und zwar habe ich mir folgenden Gedanken sehr zu Herzen genommen: Bei allem was ich tue, sage, denke,... versuche ich mich zu fragen, geschieht es aus Liebe oder aus Angst? Hierzu muss ich glaube ich ein bischen näher ausführen/erklären. Wenn man von dieser Idee ausgeht, dann entsteht alles entweder aus Liebe oder aus Angst. Jede Wut, Eifersucht, Gewalt,.... entsteht aus Angst. (ein simples Beispiel: jemand der sehr eifersüchtig und herrisch reagiert hat vielleicht nur Angst verstoßen und nicht geliebt zu werden und versucht andere Personen durch seine einnehmende Art an sich zu binden) Freude, Glück, Mitgefühl, .... basieren auf Liebe. Ein Beispiel: Ich sage oft Ja, obwohl ich Nein meine. Ensteht mein Ja durch Liebe und das Gefühl, das wozu ich Ja sage auch wirklich zu wollen? Die ehrliche Antwort ist, dass mein JA oft auf der Furcht vor möglichen Reaktionen basiert, die entstehen könnten wenn ich mich einmal dazu durchringe Nein zu sagen. Sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen kann ganz schön intensiv werden. Wenn man erhlich mit sich selbst ist und sich bei Handlungen, Worten und Gedanken fragt: "Ist das jetzt aus Liebe entstanden, oder aus Angst? Wovor fürchte ich mich? Vor der Reaktion anderer, davor keine Liebe zu erhalten, davor nicht genügend Geld zu haben, im Außen nicht so gesehen zu werden wie ich es gerne hätte,....?" Anfangs kann das Spiel mit dieser Fragestellung ziemlich schockierend sein, vielleicht entsteht sogar der Gedanke, dass das eigene Leben ganz anders wäre wenn man mehr aus Liebe, als aus Angst handeln würde. Aber ich denke in diesem Bewusstwerden liegt unglaubliches Entwicklungspotenzial.
Weg von den Fragen, die mir so durch den Kopf geistern hin zu einem netten Erlebnis, das ich mit einer neu gewonnen Freundin hatte. Sie stammt aus Südamerika und ich nenn sie jetzt einfach mal Sue, weil ich mir nicht sicher bin ob sie erwähnt werden möchte. Jedenfalls ist Sue einer der gelassensten Menschen, die ich kenne. Als sie mich also letzte Woche anrief um zu frage, ob ich sie ins Krankenhaus bringen kann, da sie sich so tief in den Finger geschnitten hat, dass man den Knochen sehen konnte, klang das bei ihr ca so als würde sie mir erzählen was sie heute zum Frühstück hatte. Ich rase also zu ihr und frage sie natürlich bei der Ankunft sofort, wie es ihr geht. Ihre Antwort "I´m fine, it´s just my finger, you know. My finger hurts, but I´m fine."("Es geht mir gut, es ist mein Finger der schmerzt, aber mir gehts gut.") Um das zu verstehen muss ich kurz ausführen. Die Idee dahinter ist folgende: Wir haben Eotionen, aber wir sind nicht unsere Emotionen. Wir haben Gedanken, aber wir sind nicht unsere Gedanken. Wir haben einen Körper, aber wir sind nicht unser Körper. Wir sind reines Bewusstsein. Für alle die es gerne ein wenig spiritueller wollen: Wir sind der göttliche Funken. Das, was ewig besteht. Die praktische Umsetzung dieses Gedankenguts schaut also folgendermaßen aus: Ich schneide mir in den Finger. Mein Finger tut weh und blutet. Ich, das eigentliche Selbst hat kein Leid genommen. Der Finger den ich BESITZE, der ich aber nicht BIN, ist verletzt. Wenn man es wie meine Freundin Sue schafft dieses Wissen auch wirklich zu leben, schafft man es aus der Situation auszusteigen. Es gibt keinen Grund zur Panik, man betrachtet das, was dem dem Körper gerade passiert ist von außen, wie ein Zuschauer, der Mitgefühl hat, sich aber nicht mit dem Geschehenen identifiziert. Hm, es ist garnicht so einfach das zu erklären, obwohl die Grundidee nicht schwer ist. Ich hoffe ich konnte es einigermaßen verständlich machen. Wen es interessiert, es gibt unzählige Yogabücher und Buddhistische Werke die dieses Thematik klarer darstellen. Das war aber nicht das einzige lehrreiche Erlebnis mit Sue an diesem Tag. Als wir vom Krankenhaus wieder zurück nachhause fahren (ihr Finger wurde mit 3 Stichen genäht, die Wunde war wirklich tief) erzählt sie mir, dass sie ihrer Mutter ein Bild von dem verletzten Finger geschickt hat und das ihr Vater beim Anblick umgekippt ist. Mir war nicht ganz klar, warum man seiner Mutter ein Bild von einer blutenden, offenen Fleischwunde schickt. Daher fragte ich sie, ob ihre Mutter in einem Gesudheitsberuf arbeitet. Daraufhin sah mich Sue an als hätte ich die lächerlichste Frage überhaupt gestellt und antwortet kurz und knapp mit "No, but you know...she is a woman. She nows what to do." ("Nein, aber...sie ist eine Frau. Sie weiß was zu tun ist.") Und als hätte dieser kurze Satz schon alles erklärt schaut sie wieder beim Fenster hinaus. Noch während wir gemeinsam wieder zurück nachhause fahren, beginne ich mich zu fragen, wann wir dieses Wissen verlohren haben. Dieses Vertrauen in die eigene Intuition. Als Mutter und Frau ist Blut für dich keine Seltenheit, sondern eine monatliche Tatsache. Und das man intuitiv ein Gefühl dafür hat ob es eine ernsthafte Sache ist und was zu tun ist, ist auch nicht von der Hand zu weißen. Und da frage ich mich wieder wann wir aufgehört haben auf unsere innere Stimme zu lauschen? Ganz gleich ob sie ein Gefühl, eine Stimmung, ein Gedanke, ein unerklärliches Wissen ist. Sie ist da, wir müssen nur wieder lernen hinzuhören und zu vertrauen. Wann haben wir angefangen zu glauben, dass andere besser wissen was gut für uns ist als wir selbst?
Wann haben wir angefangen Entscheidungen aus Angst zu treffen anstatt aus Liebe?

Für alle, die tatsächlich bis hierhin durchgelesen haben...danke. Ich weiß, dass alles was ich geschrieben habe sehr subjektiv gefärbt ist und was ich heute so formuliert habe würde ich morgen vermutlich wieder ganz anders ausdrücken. Das ist warscheinlich auch gut so. Es gibt so viele Ideen, Meinungen, so viel Wissen...so viele verschiedene Realitäten. Und ich glaube nichts davon ist falsch, es ist einfach nur unterschiedlich. Darum bitte, wenn ich irgendjemandem mit meinem Text auf die Zehen getreten bin, das war nie meine Absicht. Ich habe einfach nur niedergeschrieben was mir so durch den Kopf geht (zumindest einen kleinen Minibruchteil davon ;-) ) und ich denke über diese Themen kann man stundenlang diskutieren. Wenn aber in all dem Text auch nur ein kleiner Funken von etwas dabei war, das euch inspiriert hat, freu ich mich riesig!
Danke, dass ihr ein Stück eurer Zeit gegeben habt, um meine Gedanken zu lesen.
*AllesLiebe, Marina

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