Freitag, 26. Dezember 2014

Happy Holidays & Yoga Boot Camp

Happy Holidays!

Ich hoffe ihr hattet alle ein wundervolles Weihnachtsfest und genießt die Feiertage im Kreis von Familie und Freunden!
Da es den Amerikanern mit den Feiertagen leider nicht so gut geht wie uns zuhause, ist Andi schon wieder emsig beim Arbeiten und ich....ich kann meinen Blog mal wieder mit News füttern.
Die Woche vor Weihnachten haben wir in SanFrancisco verbracht. An dieser Stelle möchte ich gleich mal unserer Familie aus Amerika für die traumhafte Zeit danken. Gerade vor den Feiertagen ist ja viel los und dennoch gab es kaum einen Tag, den wir nicht im Kreise der Familie verbrachten. Immer wieder wenn ich meine Lieben in San Francisco wiedersehe fühlt es sich so an, als hätte ich sie einige Tage und nicht mehrere Jahre lang nicht gesehen. Ich bin unbeschreiblich dankbar dafür auch soweit weg von meinem österreichischen Zuhause eine Familie zu haben. Natürlich gibts auch Bilder von unserem Aufenthalt...sie folgen noch.

Yoga Bootcamp


Nun zu einem ganz anderen Thema. Ich weiß nicht ob ich es in einem vorangegangenen Blog schon einmal erwähnt habe, aber eines der ersten Dinge, die Andi und ich seit unserer Ankunft in Boulder erledigt haben, war die Anmeldung im Fitnesscenter. Das dient zum einen dazu, sich gegen die vielen Kalorien, die man in der Auslandsanfangseuphorie so zu sich nimmt("Schau mal, der Blueberrymuffin sieht ja gut aus!!!" "Mexikanisch Essen, klar...da bekommt man doch immer diese leckeren Tortilla Chips gratis dazu, oder?!" "Hmmmm, hast du schon mal die Schoko mit der salzigen Peanutbutterfüllung probiert"usw usw) zur Wehr zu setzen, zum anderen aber auch dazu sich in Gesellschaft zu bewegen (was vor allem mir guttut, unser Appartement ist aber auch zu gemütlich) und eine sportliche Betätigung zu finden wenn draußen die Welt im Schnee versinkt und man nur noch mit Schneeschuhe auf den Gehwegen vorankommt. Wie dem auch sei, eben dieses Fitnesscenter bietet diverse Klassen an und unter anderem auch Yoga. Das darf man sich nicht so vorstellen wie in einer typischen Klasse wo es nach Räucherwerk düftelt und zu Beginn und Ende jeder Sunde der Gong geschlagen wird, nein...hier läuft es ein bißchen anders ab. Die Stunde findet in einem Turnsaal mit Glasfront statt, somit können alle, mehr oder weniger, fleißig an den Geräten Trainierenden einen wunderbaren Blick auf unsere Hinterteile genießen, während wir im "Downwardfacing dog" schwitzen und unseren Allerwertesten noch ein paar Millimeter höher Richtung Zimmerdecke recken. Abgesehen davon hallert der Lärm und das Stöhnen der schwitzenden, muskelbepackten, durchs "Schaufenster" schielenden Fitnessanhänger durch die Wände und in dem Raum riecht es nicht nach Räucherstäbchen, sondern nach dem Schweiß der vorherigen Aerobicgruppe. Aber was lehrt Yoga: Gelassenheit und Selbstzentrierung. Somit lenke ich meine Aufmerksamkeit weg von Schaufenstergaffern und dem fauligen Eiergeruch, der sich im Turnsaal ausgebreitet hat, hin zu meiner Bauchatmung und siehe da...es funktioniert. Und so genieße ich meine erste Yogastunde auf Englisch, die garnicht mal so wenig Spaß macht. (und zugegeben, so schlimm wie in dieser ersten Stunde wars mit Lärm und Geruch danach nie wieder). Höchstmotiviert plane ich also für tagsdarauf gleich meine nächste Yogaeinheit ein, es gibt schließlich immer unterschiedliche Yogalehrer und man möchte ja eine gewisse Regelmäßigkeit in die eigene Paxis bringen. Als ich den Turnsaal betrete schlägt mir Rockmusik entegegen. Das stört mich erstmal nicht, wird wohl noch von der vorangegangenen Gruppe sein. Nachdem ich meine Matte ausgebreitet habe (natürlich weit weit hinten in einer Ecke, von der aus ich alle gut sehen kann, mich aber niemand sieht), schiele ich um mich. An Teilnehmern ist alles dabei, eine Frau mittleren alters die nervös an ihrem knallpinken Haarband herumnästelt, das farblich perfekt zu den pinken, hautengen Leggins passt. Ein Mädchen mit Rastazöpfen, Schlabberhose und buntem Hippieleibchen. Eine Asiatin die sich schon während dem Aufwärmen ihre Füße hinter den Kopf schiebt(wie geht so ewas?!?) usw usw. Ein bunt gemischtes Grüppchen also und sogar ein Mann ist dabei, seinem ernsten Gesichtsausdruck zu folgen hat er heute wohl vor sich seine Beine auch zum ersten Mal hinter den Kopf zu schieben. Na gut, ich falle jedenfalls nicht auf, also kann ich getrost im Schneidersitz meine Augen schließen und mich für die Anfangsmeditation einstimmen. Während ich noch versuche meine Atmung zu lenken und tiefer werden zu lassen, geht die Tür mit einem Knall auf und schwere Schritte brettern durch den Raum, sodass der Boden unter meinem Hintern vibriert. Da ist wohl noch ein etwas schwerfälliger Nachzügler eingetroffen? Mit der Aufmerksamkeit etwas von meiner Meditation entrückt schiele ich unter meinem linken Augenlied nach vorne. Fehlanzeige, dass war kein Schüler, das war unsere Yogalehrerin. Irritiert öffne ich beide Augen. Ich bin es gewohnt, dass die meisten Yogalehrer ihre Schritte sehr achtsam und weich setzen, wenn sie in die Klasse eintreten und nicht so, als wollten sie im Boden eine Spur für nachfolgende Generationen hinterlassen. Schluss mit den Vorurteilen, schimpfe ich mich selbst, du gehst auch manchmal mit der Grazie eines trächtigen Nilpferds. Also schließe ich meine Augen wieder um mich innerlich für die Anfangsentspannung vorzubereiten, als ich plötzlich eine schrille, sogar für einen so großen Raum viel zu laute, Stimme höre: "I am ****, are you ready....LET`S GO!!!!" Mich reißt es aus der meditativen Sitzhaltung, aus den Boxen dröhnt Rockmusik mit einem tiefen Bass der den Boden vibrieren lässt und ich kenne mich überhaupt nicht mehr aus....Yoga?Hallo? Waren das nicht die Einheiten, in denen man zur Ruhe findet und mit viel Achtsamkeit seinen Körper in verschiedenste verdrehte Stellungen bewegt, nur um sich dann auf seinen Atem zu konzentrieren während man versucht das Knäul aus Armen, Beinen und was sich sonst noch so verknoten lässt, zu entwirren? Falsch gedacht. Unsere Lehrerin furwerkt draußen herum, dreht und windet sich in absurdem Tempo in die verschiedensten Stellungen, kreischt dazu mit einer Stimme, die mir schon nach 10 Minuten in den Ohren weh tut und versucht während den Verrenkungen immer wieder mal einen Blick in den Spiegel zu erhaschen, ob ihr sauteuer aussehendes bauchfreies Top wohl noch immer gerade so viel zeigt wie nötig, aber nicht mehr als gewollt. Während ich mich also keuchend und schwitzend von einer Position in die nächste werfe, von achtsamer Atmung und sauber ausgeführten Körperhaltungen träume ich zu diesem Zeitpunkt nur mehr, erhasche ich einen Blick auf die Leute rings um mich. Ein paar tun mir fast leid, so verzweifelt versuchen sie sich in die Positionen zu winden, andere haben einen harten, verbissenen Blick. Das Ganze wirkt wie eine Mischung aus Artistik, Aerobic und Bundesheer. Unser Frauchen mit dem kurzen Top ist noch immer voll mit dabei "Seid ihr schon müde?! Einer geht noch!!!! Die Beine müssen zittern!!!!! Und wenn ihr glaubt es geht nicht mehr...kämpfen, kÄÄmPfEn, KÄMPFEN!!!!" Das Ganze stelle man sich dann noch in vollem Tempo, mit einer nervenaufreibenden Schrillstimme und hämmernden Boxen vor. Wenn die Yogis von damals wüssten was aus ihren achtsamen Körperübungen geworden ist würden sie sich im Grab umdrehen. Mir rinnt der Schweiß von der Stirn als unser Drill Seargent nach 50 Minuten abrupt das Licht abdreht. Endentspannung. Acha, ohne Vorbereitung oder Überleitung, dafür gibt es sie zumindest. Ich lasse mich erschöpft auf meine Matte sinken, mein Herz hämmert, ich schmecke Salz auf meinen Lippen und in der Lendenwirbelsäule macht sich ein leichter ziehender Schmerz breit. Gerade als sich mein Atem langsam zu normalisieren beginnt und mein Herzschlag wieder einen gesunden kräftigen Rhythmus einnimmt, schrillt es durch den Raum "ÄÄÄÄÄÄNNNDDD NOW RELÄXXXXXX!!!!" Mein Puls ist wieder auf 180, Dankeschön für den Hinweis, ich war gerade dabei. Aber jetz legt sie erst richtig los "Breath in...and OUT and IN ääääändddd OuT(!!), INN(!!!),....Links Zwo Drei Vier....!!!!" Wir alle schnaufen und atmen In-Out-In-Out, im Rhythmus der wummernden Lautsprecher..."Reläxxxx....NOW!!!!!" Jawohl, Entspannen. Sofort!!! Jawohl. Stocksteif liege ich auf meiner Matte, was jetz noch? Ach ja, atmen und entspannen und in den Bauch hören, nein, die Unterlagen fühlen (draußen kracht eine Hantelstange auf den Boden) und jetz, ach ja, ausatmen (die schrille Stimme der Trainerin maltretiert mein Trommelfell), und schnaufen und konzentrieren und entspannen und lockerlassen, ein-, aus-, ein- aus-,.....RELÄÄÄÄXXXXXX!!!!..... Nach 5 Minuten Entspannung bin ich fertig mit den Nerven. Alles i meinem Körper hat sich zusammengekrampft, inklusive meinem Trommelfell. Als wir uns aufsetzen um die Stunde mit einer Verbeugung zu beenden meine ich ein paar erleichtert aufatmen zu hören. Während ich meine Matte zusammenrolle lasse ich meinen Blick noch einmal durch den Raum schweifen, das pinke Haarband der Dame mittleren Alters hängt schief, die Asiatin hebt die Beine zum Abschluss nicht mehr hinters Ohr und der Mann, ja seh ich richtig oder hinkt er aus dem Raum?! (wobei man fairerweise sagen muss, dass ich nicht weiß ob er nicht auch schon hereingehinkt ist) Fluchtartig verlasse ich Yogaklasse und Fitnesscenter. Nie wieder schwöre ich mir in diesem Moment. Am nächsten Tag habe ich einen steifen Nacken und bilde mir ein noch immer den Bass aus den Boxen zu hören. Um das Ganze abzukürzen: Ich habe meinen Schwur gebrochen. Ich bin heute noch mal in eine Fitnesscenter Yogaklasse, natürlich mit einem anderen Lehrer, und siehe da...da war es wieda, das achtsame Yoga. Mit korrekt ausgeführten Haltungen, Fokus auf die Atmung, Musik die nicht noch 3 Tage in den Ohren schrillt und danach war ich.....entspannt.Welch ein Wunder. Die Stunde war sogar so gut, dass ich wieder dorthin gehen werde....aber sicher nie wieder in die Bootcamp Klasse von Frau Drill Sergeant. ;-)
Bis ganz bald wieder ihr Lieben. *Namaste.

1 Kommentar: