Dienstag, 2. Dezember 2014

...für alle, die gern auch mal ein bischen "mehr" lesen (Post mit aktuellen Bildern und wenig(!) zum Lesen folgt) ;-)

Hallo ihr Lieben, 


ein bischen hats gedauert, aber jetzt sind die ersten zwei Wochen vorbei und ich kann wieder mit ein paar Neuigkeiten aufwarten.
Zum eine haben wir nun unsere erste Unterkunft verlassen und sind in unser Appartement eingezogen (Bilder folgen), zum anderen hat Andy gestern seinen neuen Job begonnen und ich bin nun zum ersten Mal auf mich allein gestellt. Zuerst war ich ja ein bischen aufgeregt, aber nachdem ich gestern den ersten Tag gut überstanden hab ohne, dass sie einen Suchtrupp losschicken mussten bzw mein Englisch ausreicht um Nahrung für mich samt Mann und Hund zu besorgen, mach ich mir erstmal keine weiteren Sorgen. Übrigens parkt mittlerweile auch schon unser Auto vor dem Haus und wie es dazu kam folgt hier...

...Alles fängt ja grundsätzlich einmal damit an, dass man in den USA ein Auto braucht um den Führerschein damit machen zu können (leider gilt wieder aller Hoffnungen der internationale Führerschein nicht ewig). Aaaaaber, um das Ganze ein bischen komplizierter zu machen, darf es natürlich KEIN Mietwagen sein....Adieu du lieber wunderbarer Geländewagen mit Sitzheizung, Automatik und Supersoundanlage. Andy´s Chef hat uns schon bei unserem letzten Zusammentreffen angeboten, dass wir sein Auto für die Prüfung ausborgen dürfen, was zum einen sehr schmeichelhaft ist, zum anderen aber etwas beängstigend, denn man fragt sich dann ja doch welche Konsequenzen für unseren Aufenthalt entstehen, wenn man das Auto des Chefs im schlimmsten Fall nicht ganz so wohlbehalten zurückbringt wie man es erhalten hat(ich bin mir ja noch immer nicht ganz sicher wann man jetzt bei roter Ampel rechts abbiegen darf und wann nicht). Andy denkt kurz über meinen Einwand nach und rasch sind wir uns einig: Keine Fahrversuche mit dem Chefauto. Also muss ein Wagen her (wir könnten natürlich Boulder und den Rest von Colorado auch per Rad erkunden, dass würde uns viele Stunden im Fitnesscenter und so einiges an Kosten sparen, aber wir sind uns einig: Das eigene Auto ist ein Luxus, den wir uns leisten werden).
Gesagt getan, so machen wir uns auf zu den Händlern (Privatkauf kommt bei uns nicht in Frage, da sich Andy zwar bestens mit Zweirädrigen Gefährten auskennt, bei Autos aber das nötige Sachwissen fehlt und ich...ja ich bin mir manchmal nicht mal bei unseren Drahteseln sicher). Das Ganze ist schon gleich zu Beginn ein "klein wenig" desillusionierend. Schnell stellt sich nämlich heraus, dass Autos in der Klasse unseres Mietwagens ein ganz kleines bischen über unserem veranschlagten Limit liegen. Vier Händler steuern wir an(einer erklärt uns gleich zu Beginn, dass er uns kein Auto verkaufen darf, da Andiy noch nicht zu arbeiten begonnen hat und daher keine SocialSecurityNumer hat...davon haben die anderen 3 Händler scheinbar noch nichts gehört, sein Pech), bei einer 3 seitigen Liste an Gebrachtwägen bleiben am Ende meist ca 3 übrig, die in etwa unseren Vorstellugen und unserem Portemonnaie entsprechen. Probefahren? Null problemo, her mit der Führerscheinkopie und ab gehts. Das erste Auto in das wir uns setzen ist ein Subaru Outback(die gibts hier massenhaft und das schafft Vertrauen, also suchen wir vorwieged nach dieser Marke), das Baujahr weiß ich nicht mehr, an die abgewetzten Sitze und die schäbigen Amaturen erinnere ich mich aber sehr wohl noch. Als ich mich hineinsetze bekomme ich Angst, mein Hintern könnte währed der Fahrt am Boden streifen, so niedrig kommt mir das Ganze im Gegensatz zu unserem Miet-Geländewagen vor. Sehnsüchtig schiele ich zu ihm hinüber wie er da so in der Sonne glänzt und von oben zu uns herabschaut. Andy gibt keinen Pips von sich, aber seinem Gesichtsausdruck entnehme ich, dass es ihm ähnlich geht. Nach einer Runde mit dem Wagen, in dem es muffig riecht und der bei jeder Linkskurve scharrende Geräusche von sich gibt, steigen wir ohne ein Wort zu sagen aus, Laune auf dem Nullpunkt. So geht es weiter, manche Autos fahren sich toll (es sind auch ein paar ganz hübsche Geländewägen dabei in denen man nicht das Gefühl hat, dass einen der Riesenwagen von rechts bei seinem nächsten Spurwechsel einfach übersieht und drüberrollt). Aber die meisten haben einfach viel zu viele Kilometer auf dem Tacho, sind überteuert oder haben so viele Macken und Dellen, dass man nicht umhinkommt sich zu fragen wie denn der betreffende Fahrer nach den ganzen Unfällen aussieht.
 Es ist ein Jammerspiel...bis wir auf Bill treffen. Bill heißt Bill Kidd und ich muss mir auf die Zunge beißen um nicht irgendeinen blöden Bill the Kid Witz vom Stapel zu lassen (Gott weiß wie viele blöde Sprüche er sich schon über seinen Namen anhören musste). Bill sitzt uns also gegenüber, umrahmt von zig "Seller of the year" Auszeichnungen und mustert uns über den Rand seiner Brillengläser. Grundsätzlich ist er mir sehr sympathisch, er wirkt wie ein richtig lieber Opa, so einer, der bei uns schon lange in Pension wäre. Bill ist aber nicht in Pension, er sitzt hinter seinem großen Schreibtisch und ist seeeehr geschäftig. Immer wieder springt er auf, um sich zwischendurch um andere Kunden zu kümmern, Papierkram zu erledigen, in der Werkstatt vorbeizuschauen,... bald wissen wir nicht mehr, ist seine Geschäftigkeit eine geschickte Verkaufsstrategie, sein normaler Arbeitsalltag...oder einfach nur absolute Unorganisiertheit. Wie dem auch sei, Bill ist sehr nett und wir fühlen uns gut aufgehoben. Die Sache hat nur einen kleinen Haken. Bill nuschelt. Und Bill nuschelt nicht nur, er redet auch seeeehr seeeehr leise. Ich will ja nicht behaupten, dass ich all die Händler zuvor mit ihren ganzen englischen Fachausdrücken verstanden hätte, aber zumindest konnte ich dort noch eine Aussage von einer Frage und einem Witz unterscheiden. Entweder merkt Bill nicht, dass ich an den falschen Stellen lache, oder er ist einfach nur zu höflich um darauf einzugehen. So geht das ganze erstmal einige Zeit dahin. Bill: "Nuschel, nuschel nuschel, nuschel...??" und blickt mich an, ich schiele hilfesuchend zu Andy, Andy schielt ins Leere. Ok, er hat genauso wenig verstanden wie ich. Das ist zum einen tröstlich zum anderen aber auch ein bischen frustrierend weil zumindest einer von uns beim Autokauf ein paar Sätze verstehen sollte. Wie dem auch sei, nach einer halben Stunde Wörterrraten weiß ich schon ganz gut wann ich zu lachen habe und Andy schafft es sogar manchmal gezielt auf Fragen zu antworten. Nachdem alle nötigen Infos ausgetauscht wurden (oder auch nicht), schleppt uns Bill zum ersten Auto. Es ist ein VW Jetta und man merkt, dass Bill es gut mit uns meint. Der Wagen hat einem alten Ehepaar gehört, das akribisch alles mitnotiert hat, was es über ds Wägelchen zu wissen gibt ("Und wo findet man so ewas heutzutage noch?!"). Es sieht auch alles ganz nett und sauber aus, aufgepasst haben sie darauf, dass muss man ihnen lassen. Also Probefahrt. Schon beim Losfahren bekommt Andy einen etwas verzwickten Gesichtsausdruck. Ich gehe aber nicht näher drauf ein und schiebe es auf sein konzentriertes Ausparken. Wenig später kann ich den Ausdruck zuordenen, langsam rollen wir aus der Parkplatzausfahrt auf den Highway und rollen und rollen und rollen....und irgendwie überholt uns der Wagen, der hinter uns aus dem Parkplatz gebogen ist...und dann der nächste. Mit einem Seitenblick auf Andy stelle ich fest, dass der garnicht mehr verzwickt, sondern mittlerweile etwas genervt aussieht. Unser Jetta wurde scheinbar in den letzten zig Jahren nie schneller als 50km/h gefahren. Nach einer kurzen Rundfahrt sind wir uns einig, ganz nett, aber wir sind noch keine 70. Das nächste Auto in unserer Preisklasse ist ein etwas älteres Model eines Subaru Outback. Bills Gemurmel glauben wir entnehmen zu können, dass der Wagen zwar in unserer Preisklasse ist, er ihn uns aber lieber garnicht zeigen möchte, da er noch weder in der Werkstatt bzw der Autowäsche war und der vorhergehende Besitzer nicht gerade zimperlich mit ihm umgegangen ist. Wir wollen uns trotzdem selbst überzeugen und machen uns mit einem etwas unglücklich wirkenden Bill auf Richtung Outback. Ohne viele Worte darüber zu verlieren, wir haben Bill richtig verstanden. Der Wagen sieht sowohl innen als auch außen so aus, als dürfte er eigentlich garnicht mehr fahren. Und auch als er uns bei der Probefahrt insofern überrascht, als dass er dem Jetta ohne mit der Wimper zu zucken davonfahren könnte und auch verhältnsmäßig ruhig läuft sind wir uns einig, wir wollen kein Auto, das so aussieht als hätte es Woodstock überlebt. Als wir schon fast aufgeben wollen, zieht unser Brill die Trumpfkarte. Ein Volvo, gerade erst heute reingekommen. Schon etwas älter, aber innen und außen top mit viiiiiel Stauraum für Fahrräder, Hund und Wanderzeugs. Als er noch hinzufügt, dass der erste und einzige Besitzer des Wagens Rakentenforscher ist, leuchten Andys Augen. Ich Geiste schlage ich die Hände über dem Kopf zusammen, Gott sei Dank. Ich hatte nämlich schon die Befürchtung, dass die Wahl auf einen alten Outback mit mit Manueller Schaltung, Boxermotor und 170 PS, den wir zuvor bei einem Händler begutachtet haben, fallen würde. Das Auto war zwar ganz nett, mit dem Sound fällt man auf der Straße auch sicher auf, aber ich würde es rein optisch und vom Fahrkomfort wohl eher, nett ausgedrückt, in die Ecke "Liebhaberstück" einordnen. Um die ganze Sache nun endlich abzukürzen, es ist der Volvo geworden. Ich mag ihn gern, er ist gemütlich zu fahren, wie Andy es gerne ausdrückt "ein Auto zum Cruisen", hat viel Stauraum, ist weiß (jippiiiie), hat Ledersitze, Sitzheizung und Automatik (man wird hier ja sooo schnell bequem) und man hat auf der Straße nicht das Gefühl eine Ameise unter Elefanten zu sein.

Soviel also zum Autokaufen in Amerika. Ich würd euch ja jetzt noch gern viiiiiel mehr Geschichten erzählen, über Leute die in der Einkaufsstraße kopfüberhängend Gitarre spielen und Weihnachtslieder singen, darüber dass man hier im Kino freie Sitzwahl hat und es über 8 verschieden Colasorten zur Auswahl gibt, dass die Cheese Cake Factory in Boulder überhaupt nicht so aussieht wie die, in der Penny von BigBangTheory arbeitet, darüber dass man hier an einem Tag 20Grad im Schatten haben kann und am nächsten mit Schal und Haube bei Minustemperaturen und Eiswind vor die Tür geht, darüber dass hier der Himmel so weit ist dass ich manchmal das Gefühl habe, ich könnte bis nach Hause sehen und noch vieles vieles mehr. Aber ich denke es reicht für heute und ich freu mich wenn ihr es geschafft habt bis hierhin duchzulesen.
Abschließen möchte ich mit dem Zitat aus einem Review über Andys neuen Frisör: "They do a great job, they don´t fuck around with your hair." Alles klar? ;-)

Bis ganz bald wieder ihr Lieben, Andy&Marley&me

Ps.: Verzeiht bitte die Tippfehler, bei so viel Inhalt vergess ich manchmal auf die Rechtschreibung ;-)


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