Freitag, 23. Oktober 2015

Aus dem Herzen leben...



Wisst ihr wo das Glück ist?

Glück ist wo sich Umarmungen nach einem *Wir anfühlen
Glück ist wo Lachfalten kleine Sonnenstrahlen um die Augen zaubern
Glück ist wo Liebe gratis ist
Glück ist wo das Gefühl von Wärme nicht mit der Raumtemperatur zusammenhängt
Glück ist wo man während dem Abschied schon ans Wiedersehen denkt
Glück ist wo Erinnerungen gemalt werden
Glück ist wo der Gedanke an liebe Menschen Entfernungen verschwinden lässt und man die Nähe spürt, die sie bei der letzten Begegnung hinterlassen haben.

Glück ist wo ihr seid.

An meine Familie & Freunde,
für all die wundervollen gemeinsamen Momente…
und die vielen, die noch folgen werden. 



Seit ich nach Boulder gezogen bin wurde ich oft gefragt, ob ich glücklich bin.
Ja, ich bin glücklich. Sehr sogar.
Was aber niemand fragt ist, wie es dazu kommt. 
Ich kann euch von ganzem Herzen ehrlich sagen, es kommt nicht von selbst. Gerne würde ich behaupten, dass ich ein von grundauf positiver Mensch bin. Jemand der das Glas immer halb voll sieht, im Moment lebt und mit einer Riesenportion Mut und Vertrauen gesegnet ist. Ein Teil von mir ist auch so, aber es gibt auch einen anderen Teil. Einen Teil der sich fürchtet, der vieles in Frage stellt, der das Glas plötzlich halb leer sieht.

Nehmen wir zB den Beginn meiner Zeit in Boulder. Dankbar für die Chance noch einmal neu anfangen zu können, mich "neu erfinden" zu können, wurde mir sehr bald klar: manche Dinge lässt man nicht zurück, auch nicht wenn man auf die andere Seite der Welt auswandert. Da ist zB mein Perfektionismus und das Gefühl nicht "genug" zu sein. Eine der größten Herausforderungen zu Beginn war es, es vor mir selbst zu rechtfertigen, dass ich "nichts tat". Ich kam nach Boulder ohne Arbeitsbewilligung und daran, dass mir meine Ausbildung anerkannt wurde war sowieso garnicht zu denken. Nachdem ich lange zur Schule gegangen war, studiert hatte und schließlich dirket in die Arbeitswelt schlüpfte, war dies das erste Mal in meinem Leben in dem ich nichts "leistete". Bei jedem Telefonat kam mir die Frage "Und was machst du den ganzen Tag so?" wie ein persönlicher Angriff vor. Dass das ganze nur in meinem Kopf stattfand und die Frage von Freunden und Familie aus ehrlichem Interesse und nicht aus Vorwurf kam, muss ich wohl nicht erwähnen. Ich leistete nichts, ich war nicht genug. Ich konnte es vor mir selbst nicht rechtfertigen(!) einmal nichts zu tun. Das hat mir manchmal schlaflose Nächte und meinem armen Mann stundenlange Gespräche beschert. Niemand machte mir einen Vorwurf daraus, aber ich selbst ging hart mit mir ins Gericht. Bis ich irgendwann zu hinterfragen begann, wann ich denn "etwas wert" bin, wann ich "genug" bin. Das Gefühl "etwas leisten zu müssen", um meinen Tagesablauf zu rechtfertigen ist stark verwurzelt, aber ich habe gelernt damit umzugehen. Ich gebe der Stimme in meinem Kopf nicht mehr so oft nach, bin dankbar für die Zeit die mir geschenkt wird. Ich beginne die Momente zu genießen, anstatt sie mit Aufgaben zu füllen. Erlaube mir auch ohne Leistung "jemand zu sein". Für manche von euch ist diese Denkweise bestimmt schwer nachzuvollziehen und das ist auch in Ordnung so, was ich damit sagen will ist, dass es unzählige Gedankenmuster gibt, die einem das Leben schwer machen können. Es geht nicht darum sie zu ignorieren, aber auch nicht darum ihnen nachzugeben. Ich weiß, es gibt weitaus schlimmeres als an einem wunderschönen Ort zu leben und nicht arbeiten zu müssen. Was ich mit diesem Beispiel sagen will ist, dass unser Geist nicht immer rational ist. Manchmal halten uns alte Muster und Ängste von dem ab was wirklich zählt, nämlich aus vollem Herzen das zu leben, was jetzt gerade ist.

Ich habe zu Beginn gesagt, dass ich glücklich bin. Heißt das, dass ich nie weine?! Nein. 
Ich habe das große Glück in Boulder einen wunderschönen Lebensplatz gefunden zu haben, ich lebe hier mit meinem Mann,besten Freund und Seelenpartner und ich habe seit ich hier bin schon unzählige wundervolle Menschen kennengelernt, von denen ich einige mittlerweile zu meinem engsten Freundeskreis zählen kann. Aber ich vermisse meine Familie und Freunde zuhause. Sehr sogar. Ich habe wundervolle Großeltern, mein Opa arbeitet am Hof und im Wald als wenn er um 20 Jahre jünger wäre und meine beiden Omas sind so fit unterwegs, dass sie sogar auf den Bergen herumklettern. Ich bin nicht da. Ich bin nicht bei ihnen, um gemeinsame Spaziergänge und lange Gespräche in der gemütlichen Küche bei Kaffee und Kuchen zu genießen. Einige meiner Freundinnen sind Mama geworden, ich sehe ihre Kinder nicht aufwachsen. Zwei Freundinnen haben sich verlobt. Ich war nicht da, um mit ihnen zu feiern und ich werde auch nicht da sein, um mit ihnen gemeinsam ein Brautkleid für ihren großen Tag auszusuchen. Eine Freundin hat mit ihrem Partner ein Haus gekauft, ich kenne es nur von Bildern. Ich bin nicht da, um die gelungenen Bewerbungsgespräche einer anderen Freundin zu feiern, vermisse das Zusammensitzen und Lachen mit meiner Familie am Küchentisch mal einfach so, Sonntagnachmittags. Ich sehe die Zusammentreffen meiner Familie und Verwandten für Geburtstage und Feiertage nur auf Fotos. Ja, manchal vermisse ich all diese wundervollen Menschen und die gemeinsame Zeit so, dass mir die Tränen kullern. Ich kann mich jetzt voll und ganz in dieses Gefühl fallen lassen, mich in meinem Bett vergraben und mir selbst unglaublich leid tun. Oder ich schaue was da noch so ist...und da ist ein Gefühl von unglaublicher Dankbarkeit. Dankbarkeit dafür, dass es meinen Großeltern so gut geht, dass ich eine Familie habe die ich so sehr liebe, dass meine Freunde es auch nach einem Jahr noch immer nicht leid sind mit mir unzählige WhatsApp Nachrichten hin und herzuschicken und manchmal stundenlang zu skypen, um mich darüber am Laufenden zu halten was in ihrem Leben gerade so vor sich geht. Und plötzlich kommt mit der Dankbarkeit ein Gefühl von Vertrauen auf. Vertrauen, dass all diese Menschen immer Teil meines Lebens sein werden, egal auf welcher Seite der Welt ich mich gerade befinde. 
Zu Beginn meiner Zeit in Boulder führte ich oft tagtäglich stundenlange Skypetelefonate. Ich konnte nicht loslassen, lebte noch immer mehr in Österreich als in den USA. Loszulassen ist etwas, das ich auch heute noch nicht wirklich kann. Aber ich weiß, es ist wichtig präsent zu sein. Dem JETZT eine Chance zu geben. Meine Familie und Freunde zuhause kann niemand ersetzen, darum geht es auch garnicht. Aber ich bin hier, in Boulder. Und es ist meine Entscheidung was ich daraus mache. Ich entscheide mich nach draußen zu gehen, tief durchzuatmen, neue Menschen kennenzulernen, ihnen eine Chance zu geben Teil meines Lebens zu werden. Ich gehe nach draußen und vertraue. Das ist der Ort an den mein Leben mich geführt hat, dafür bin ich dankbar. Wenn die Stimmen in meinem Kopf wieder laut werden und das Herz schwer weil ich an die Menschen daheim denke dann erinnere mich an das Glück das ich habe. Das Glück jetzt an zwei Orten zuhause zu sein. Dann weiß ich, dass es gut ist genau so wie es ist. Dann spüre ich Dankbarkeit für mein Leben, so wie es jetzt ist und für die Menschen darin, egal ob sie hier bei mir leben oder auf der anderen Seite der Welt. Und dann bin ich glücklich.

Bei einem unserer langen, philosophischen Gespräche hat mich Andreas unlängst gefragt: "Was ist dein Ziel? Wo möchtest du zB in 5 Jahren sein? Was möchtest du tun?" Ich weiß es nicht. 
Sofort meldet sich die Stimme in meinem Kopf und ich beginne mich ganz verlohren zu fühlen. Worauf soll ich hinarbeiten wenn ich nicht weiß was ich will? Was sagt das über mich? Verzweiflung macht sich breit. Aber Andi lächelt nur: "...dann hast du noch nicht genug ausprobiert.". Und das wars. Kein Vorwurf, keine stumme Anklage. Nur eine einfache, simple Feststellung. 100 Kilo fallen mir vom Herzen. Natürlich, ich "darf"(!!) ausprobieren. Gibt es Dige die mich interessieren, Orte die ich sehen möchte,... oooooh ja. Mehr als genug. So vieles geht mir durch den Kopf und plötzlich ist alles wieder leicht. Ich habe nicht nur meinen besten Freund, sondern auch meinen größten Lehrer geheiratet. 

Glücklich zu sein ist für mich nichts was einfach passiert. Es ist eine bewusste Entscheidung. Jeden Tag aufs neue. Und plötzlich beginnt man das wunderbare in den einfachen Dingen zu sehen. Das Selbstverständliche zu schätzen. Das Alltägliche zu genießen. Ohne Dakbarkeit und Vertrauen geht es nicht. Das erste fällt mir leicht, an letzterem arbeite ich noch ;-)


Glück ist Liebe,
nichts anderes.
Wer lieben kann, 
ist glücklich.
Hermann Hesse 








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