Dienstag, 24. November 2015

*Reichtum






Reichtum

Wenn ich morgens die Augen öffne sehe ich einen roten Schimmer zwischen den Vorhängen.
Langsam strecke ich mich, spüre wie der Schlaf weicht. Noch einmal atme ich tief durch, lasse mich zurücksinken in die Wärme des Betts, die weichen Kissen. Dann stehe ich auf. Ich öffne die Fenster und da ist er, der beginnende Tag. Die Sonne taucht den Himmel bereits in tiefe Orange und Rottöne. Über den Spitzen der Berge funkeln noch die letzten Sterne und man kann fast dabei zusehen wie die Nacht dem Tag weicht. Ich sauge das Bild in mir auf, die Farben, das Licht. Und ich fühle mich reich.

Vor dem Frühstück begleite ich Andi ein Stück auf dem Weg zu seiner Arbeit. Das hat sich so eingependelt. Es ist unser kleines Ritual um den Tag gemeinsam zu beginnen und Marley freut sich sichtlich über jeden einzelnen Spaziergang den wir zu dritt unternehmen. Mittlerweile ist die Morgenluft kalt und man kann bei jedem Atemzug kleine Rauchwölkchen sehen. Ich wickle mich fest in Winterjacke und Schal. Marley läuft schwanzwedelnd vor uns her, Andi schiebt sein Rad, unsere handschuhverpackten Finger ineinander verschränkt. Tief atme ich die kalte Morgenluft ein...und fühle mich reich.

Die Morgensonne taucht das Land Stück für Stück in ein warmes Licht. Erst spärlich, dann immer mehr. Zuerst in verschiedenen Rottönen bis alles schließlich immer heller wird und der Tag langsam zum Leben erwacht. Als wir zuhause ankommen dauert es nicht lange und die Küche duftet nach Kaffee. Auf unseren Erdbeersträuchern, die ich vor der Kälte nach drinnen gerettet habe, wächst eine kleine Erdbeere. Eine kleine dunkelrote Erdbeere, mitten im November. Reichtum.

Marley liegt in seinem Korbsessel, die Sonne scheint durchs Fenster und lässt sein Fell schimmern.
Jeden Morgen liegt er auf seinem Stuhl und lässt sich von den Sonnenstrahlen wärmen,
er sieht glücklich aus, reich.

Während dem Frühstück telefoniere ich kurz mit meinen Eltern, beantworte SMS von Freunden, vereinbare ein Treffen mit einer Freundin für den späten Nachmittag. So viele Menschen die sich die Zeit nehmen zu telefonieren, zu schreiben, sich zu treffen,… Jeder hat seinen Alltag, seine Ängste und Sorgen, seine Träum, Wünsche und Hoffnungen. Und dennoch sind wir alle gemeinsam. Sind wir alle zusammen, sind wir füreinander da. Nehmen Anteil, hören zu, lachen und weinen miteinander. Reichtum.

Ein kleiner bunter Blumenstrauß auf dem Wohnzimmertischchen, die Sonne die durchs Fenster scheint und mir meine Füße wärmt während ich am Computer sitze und schreibe, das frische Gefühl nach der Morgendusche, die neuste „Beach Vibe Playlist“ spielt Musik im Hintergrund, Dankbarkeitsgedanken, Tagträumen, Wolkenbilder, Herbstlaubmorgenspaziergänge, die ersten Schneeflocken, Kekse backen, eine Kerze anzünden, die Nase in den Wind halten, über all die vielen großen und kleinen Dinge nachdenken die das Leben schön machen…

Ich kann ihn sehen, den Reichtum.

Seht ihr ihn auch?




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